Vorbemerkung:
Dieser Gottesdienstentwurf wurde im Team erarbeitet zusammen mit:
Elfi Reiser, Edda und Dr. Horst Scheunemann, Gerlinde Wengert und auf 5 Sprecher/-innen verteilt
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Meditativer Gottesdienst
zur Heiligen Nacht
Teil II des Gottesdienstes beginnt im hinteren Teil der Kirche. Die Sprecher/-innen bewegen sich inhaltlich und auch räumlich immer weiter nach vorne bis zur Krippe und zum Altar, wobei der Leser/die Leserin der biblischen Weihnachtsgeschichte den Sprecher/-innen der Texte immer eine Etappe voraus ist und sie gleichsam in diese Bewegung zur Krippe hin mit nimmt. Der letzte Teil der Weihnachtsgeschichte (Lk 2,17-20) wird dann als Verkündigung an uns heute von der Kanzel gelesen.
Kirche dunkel
nur Kerzen brennen
Ankommen bei Musik
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Sprecher/-in 1
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Im hinteren Teil der Kirche lesen
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Sprecher/- innen 2 und 3
rufen die Sätze abwechselnd
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Im Mittelteil der Kirche lesen
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Sprecher/-in 4
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Im hinteren Teil der Kirche lesen
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Sprecher/-in 2
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Sprecher/-in 3
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Beide gemeinsam
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Kyrie nur spielen
ohne Gesang
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Im mittleren Teil der Kirche lesen
Sprecher/-in 2
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Sprecher/-in 3
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Am Altar lesen
Sprecher/-in 4
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Am Altar lesen
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Sprecher/-in 2
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Sprecher/-in 3
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An der Krippe lesen
Sprecher/-in 5
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Am Altar lesen
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Sprecher/-in 2
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Auf der Kanzel lesen
Sprecher/-in 4
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Am Altar lesen
Sprecher/-in 3
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Sprecher/-in 1
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Alle Sprecher /-innen
im Wechsel
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Sprecher/-in 1
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Auszug aus der Kirche
mit Lied
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I Eingang
Begrüßung/Votum
Heilige Nacht
Draußen ist es dunkel
Viele Lichter brennen in der Kirche.
Geboren ein Kind
unter den Machthabern der Zeit
Erfasst von den Maßnahmen der Verwaltung
Preisgegeben an die Verhältnisse der Welt
Mensch unter Menschen (1)
Herzlich willkommen zum Gottesdienst in dieser Heiligen Nacht
Im Namen Gottes,
der unsere Nächte unterbricht und uns ein Licht schenkt
Im Namen Jesu Christi,
unter den Heillosen ein Bringer des Heils
Unter den Friedlosen, ein Helfer zum Frieden (2)
Im Namen des Heiligen Geistes,
der Freude und Hoffnung in uns lebendig macht.
Amen
Lied: Stille Nacht: EG 46
II Hauptteil
A: Laut ist es in der Stillen Nacht
Schriller/lauter Ton
Text 1
Laut ist es in der Stillen Nacht
Friedlos
Römische Soldaten überall
Schwere Stiefel
klirrende Rüstungen hallen durch die Nacht
Menschen sind unterwegs
Lärm
Unruhe
Bedrohung
Schriller/lauter Ton
Lesung 1
„Es begab sich aber zu der Zeit,
dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging,
dass alle Welt geschätzt würde.
Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit,
da Quirinius Statthalter in Syrien war.
Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe,
ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa,
aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids,
die da heißt Bethlehem,
darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war,
auf dass er sich schätzen ließe mit Maria,
seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
Und als sie daselbst waren,kam die Zeit, dass sei gebären sollte.
Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“
(Lukas 2, 1-7)
Text 2
Laut war es in der Stillen Nacht
Laut ist es in der Stillen Nacht
Schüsse hallen
in Syrien,
dort, wo Quirinius Statthalter war
Krieg
Flucht
weinende Kinder
keinen Raum in der Herberge
Menschen sind unterwegs
abhängig, getrieben
bedroht, ausgeliefert,
perspektivlos, ruhelos
suchen Heil, Geborgenheit
Das Schrille sucht Stille
Kyrie eleison
Herr erbarme dich
Musik: Kyrie z. B. EG 178.12
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B Stille suchen in der lauten Nacht
Text 3
Stille suchen in der lauten Nacht
Die Stille unterbricht
das Schrille
das Laute
Sehnsucht nach
Frieden
Versöhnung
Heil
Ankommen bei mir selbst
Bei Gott
Wehmut
Nie ganz daheim
Sehnsucht nach Mehr
Lied: Lass deinen Mund stille sein, dann spricht dein Herz
Lass dein Herz stille sein, dann spricht Gott. (3)
Text 4
Die Ewigkeit durchbricht die Zeit
Die laute Zeit steht still
Die Welt gerät aus dem Takt
Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind (Jes 8,23a)
Christ der Retter ist da
Der Heiland ist geboren
Lesung 2
„Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden,
die hüteten des Nachts ihre Herde.
Und des Herrn Engel trat zu ihnen,
und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie;
und sie fürchteten sich sehr.
Und der Engel sprach zu ihnen:
Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird;
denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus,
der Herr, ind er Stadt Davids.
Und das habt zu Zeichen:
Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegen.
Und alsbald war da bei dem Engel
die Menge der himmlischen Heerscharen,
die lobten Gott und sprachen:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren,
sprachen die Hirten untereinander:
lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen,
die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef,
dazu das Kind in der Krippe liegen“
(Lukas 2,8-16)
Lied: EG 37,1-3: Ich steh an deiner Krippen hier
C Begegnung an der Krippe
Text 5
An der Krippe stehn.
Staunen
Das Kind entdecken
Heil werden in der Begegnung
Berührt werden in der Tiefe
Das Kind entdecken in mir selbst
Darf Mensch sein
Grenzen haben
Angst haben
klein sein, schwach
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Stark sein, weil ich schwach sein darf
Muss das Glück nicht machen können
Brauche nicht alles im Griff haben
Endlich Sein dürfen
Endlich sein dürfen
Endlich sein lassen
Los lassen
Ich bin gehalten
Gott ist nahe
In mir
In meinem Herzen
Lied: EG 37, 4.9
Geschichte
Während des Weihnachtsgottesdienstes
öffnet sich knarzend die Kirchentür.
Wankend kommt er mit seiner Bierflasche in der Hand
den Mittelgang der Kirche entlang geschlurft
und setzt sich in die erste Reihe,
in der noch die letzten Plätze frei sind.
Seinen abgewetzten grünen Filzhut,
geschmückt mit einem Tannenzweig, behält er auf dem Kopf.
Plötzlich steht er auf, geht nach vorne,
in der Hand seinen verbeulten Hut.
Mühsam steigt er die zwei Stufen hoch bis zum Altar,
zieht den kleinen Tannenzweig aus seinem Hut
und legt ihn an der Krippe ab.
Er bleibt eine Weile stehen, dreht sich um, sieht in den Kirchenraum,
und steigt schließlich die beiden Treppenstufen wieder hinunter.
Auf der untersten Stufe kniet er sich hin,
der Hut liegt neben ihm, er faltet die Hände.
Sein Körper fängt an zu beben
und an seinen zuckenden Bewegungen kann man erkennen,
dass er auf erschütternde Weise weint.
Dieser Mensch hat etwas mitgebracht, herein in die Kirche,
den Mittelgang entlang bis zum Altar
und dort unter Tränen dargeboten: Sein Herz (4)
Der Gottesdienst gerät aus dem Takt.
Die Ewigkeit bricht in die Zeit.
Fürchtet euch nicht
Der Heiland ist geboren - Uns ist heute der Heiland geboren
Text 6
Von der Geburt eines Kindes ist die Rede,
nicht von der umwälzenden Tat eines starken Mannes,
nicht von der kühnen Entdeckung eines Weisen,
nicht von dem frommen Werk eines Heiligen.
Es geht wirklich über alles Begreifen:
Die Geburt eines Kindes soll die große Wendung aller Dinge
herbeiführen, soll der ganzen Menschheit Heil und Erlösung bringen. (5)
Lied: In der Nacht von Bethlehem (6)
D Zurück ins Leben
Lesung 3
„Da die Hirten aber (das Kind) gesehen hatten,
breiteten sie das Wort aus,
welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Und alle vor die es kam, wunderten sich über die Rede,
die ihnen die Hirten gesagt hatten.
Maria aber behielt alle diese Worte
und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um,
priesen und lobten Gott für alles,
was sie gehört und gesehen hatten,
wie denn zu ihnen gesagt war.“
(Lukas 2, 17-20)
Text 7
Hirten, auch als Repräsentanten der Welt,
nehmen die Botschaft der Engel beim Wort
Uns allen sagen sie es weiter
Fürchtet euch nicht,
Gott ist unterwegs,
bei uns, mit uns.
Das geknickte Rohr -
er wird es nicht zertreten
den glimmenden Docht -
er wird ihn nicht auslöschen
Nicht in den Sternen
den Palästen, den Schaufenstern
den Parolen
sucht ihn!
Wo die Welt
ein Zeichen braucht
ein Zeichen des Lebens, Hoffnung, Mut
dorthin geht und fürchtet euch nicht! (7)
Lied: O du fröhliche EG 44
III Schlussteil
Wir beten für die Menschen, die ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes brauchen. Wir halten Stille und beten in eigenen Gedanken und mit eigenen Worten und zünden dann eine Kerze für sie an. Zwischen den Fürbitten singen wir von dem, der uns Hoffnung und Zuversicht schenkt:
"Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht,
Christus meine Zuversicht". (EG 576)
Fürbitten
Wir beten für Menschen in den Kriegsgebieten
Wir beten für Menschen auf der Flucht
Stille, Kerze
Meine Hoffnung und meine Freude
Wir beten für Menschen, die hungern
Stille, Kerze
Meine Hoffnung und meine Freude
Wir beten für Menschen, die obdachlos sind
Stille, Kerze
Meine Hoffnung und meine Freude
Wir beten für Menschen in Abhängigkeiten
Wir beten für Menschen, die krank sind
Stille, Kerze
Meine Hoffnung und meine Freude
Wir beten für Menschen ohne Freude
Stille, Kerze
Meine Hoffnung und meine Freude
Vaterunser
Segen
Wir wollen suchen, was heil macht
Wir wollen ein Licht anzünden, wo es dunkel ist.
Dazu segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist
Amen
Wir gehen in die Heilige Nacht mit diesem Segen. Wir singen ihn uns gegenseitig zu und verlassen die Kirche mit dem Segenslied auf den Lippen.
Lied: Du bist gesegnet, ein Segen bist du (8)
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Anmerkungen
1 Formuliert nach Wolfgang Dietrich, in: Arno Schmitt, Binde deinen Karren an die Sterne, Gütersloher Verlagshaus 2010 S. 164
2 Ebd.
3 Liedtext aus der Tradition der Kopten; Fundort: Helge Burggrabe, Hagios, Gesungenes Gebet, Zyklus I & II, Liederheft, S. 22
4 Aus privatem Fundus, Verfasser leider nicht bekannt
5 Dietrich Bonhoeffer, Konspiration und Haft 1940-1945, DBW Band 16, Seite 634
6 Text und Melodie von Peter Strauch: Hänssler Verlag 1984
7 Text formuliert nach Arno Schmitt, Bind deinen Karren an die Sterne, Gütersloher Verlagshaus 2010, S. 79
8 Fundort: Helge Burggrabe, Hagios, Gesungenes Gebet, Zyklus I & II, Liederheft S. 17